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(c) Pixabay - RyanMcGuire |
Gestern saß ich mal wieder bei meiner Lieblingsfriseurin auf dem Stuhl. Nachschneiden war angesagt, denn die trockenen Spitzen hatten es nötig. Ich ließ mich ein wenig seufzend auf den Stuhl plumpsen und freute mich auf die Kopfwäsche, denn mein Kopf rotierte gerade tatsächlich ein wenig.
„Oha“, meinte sie. „Du siehst ein bisschen kaputt aus …“
Das war ich auch. Und nachdem sie mir den Kopf gewaschen
hatte, erzählte ich, was wir gerade mit verschiedenen Ämtern diskutierten, um
eine Genehmigung für eine Veranstaltung zu erhalten.
Ein paar Male hielt sie beim Haareschneiden kurz inne um
mich im Spiegel mit verdrehten Augen anzusehen und verständnis- und fast
fassungslos den Kopf zu schütteln. „Unglaublich…“.
Und dann erzählte sie mir ein eigenes Erlebnis. „Mein Vater
hat vor vielen Jahren mal einen alten Mercedes Transporter umgebaut“, begann
sie mit strahlenden Augen. „Viele Stunden und Tage und Wochen hat er daran
gewerkelt und geschraubt, ein paar Veränderungen vorgenommen. Als er fertig
war, musste er natürlich damit zum TÜV – und begann nicht die Erlaubnis, dieses
Fahrzeug auf deutschen Straßen zu führen.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Dabei
war alles zuvor von ihm recherchiert worden. Und es gab jemanden, der ähnliche
Veränderungen vorgenommen hatte. Der hat – nach viel Diskussion – die
TÜV-Abnahme erhalten.“
Ihr Vater war zu diversen Anlaufstellen gefahren und überall
hatte er nur einen ablehnenden Bescheid erhalten. Ihr Vater fand im Internet
dann einen Mann, der ein Fahrzeug auf ähnliche Weise umgebaut hatte. Und dieser
junge Mann, gab ihm den entscheidenden Tipp.
„Mein Vater ist also fast 500 km mit einem nicht
zugelassenen Fahrzeug gefahren, um dieses bei dem Sachverständigen vorzuführen,
der auch das Fahrzeug des Mannes genehmigt hatte. Mit dem Kurz-Gutachten ist er
dann wieder beim hiesigen TÜV vorstellig geworden – und hat das Fahrzeug ohne
Beanstandungen genehmigt bekommen. Er
hegt und pflegt diesen selbstgebauten Mini-Caravan jetzt seit über 15 Jahren!“
Und dann erzählte sie noch von tollen Ausflügen und Wochenenden an der See mit
der Familie.
Als meine Haare dann schließlich geföhnt waren, meinte sie
noch lächelnd: „Also, nicht aufgeben, ihr bekommt das schon hin!“
Manchmal braucht man eben – auch als Coach – einfach nur
eine gute Geschichte und eine kleine Kopfwäsche, um wieder Mut für den Alltag
zu haben!
© Gudrun Anders