Ich
habe in meinem Garten eine Menge Platz und bin immer aufgeschlossen für neues.
Ich baue hier mal, dann da, pflanze um, ändere, gestalte und lasse entstehen.
Dabei bin ich Kreativgärtnerin, liebe die Natürlichkeit und hab nichts gegen
eine kreative Gestaltung einzuwenden. So sind mir Zwischenraumreinigungen mit
der Zahnbürste im Garten zuwider und neu gekauft muss nicht sein. So behalte
ich Dinge, die kostenlos abgegeben
werden im Auge und schaue, ob ich aus den Dingen, die abgegeben werden, nicht
noch etwas machen kann.
So
kam ich in Kontakt mit einer Familie, die ihren Garten ändern wollten. Die
sorgsam abgesteckten Beete sollten einem Rasen weichen. Und bei mir ist es
genau anders herum. Mein großer Rasen, so hatte ich mir gerade überlegt, sollte
weiteren Erlebnisräumen weichen. Die Familie bot mir an, die Steine aus dem
Beet zu entfernen und dann könne ich sie kostenlos mitnehmen. Es waren nur ein
paar Straßen zu fahren und so freute ich mich auf die Beeteinfassungssteine.
Ich
parkte meinen kleinen Smart mit offener Rückklappe auf der Zuwegung und machte
mir im Garten zu schaffen. Der Verschenker stellte mir seine Schubkarre zur
Verfügung und so stapelte ich unter Schweiß – schließlich haben wir Hochsommer –
die Steine im Kofferraum meines Smarties, der dabei ganz schön in die Knie
ging.
Ich
hatte gerade wieder eine Schubkarre voller alter Steine in den Smart verladen,
als von weitem ein Pärchen näher kam. Ich lehnte leicht erschöpft am Auto und
schnaufte einmal durch. Ich war erschöpft, das Auto voll und irgendwie hatte
ich keine Lust mehr. Für mein Steinprojekt hatte ich auch genug Steine und ich
überlegte, ob ich es dabei bewenden ließ. Aber … - einem geschenkten Gaul
schaut man doch nicht ins Maul. Und ich hatte erst ungefähr die Hälfte
verladen. Irgendwie hatte ich keine Lust nach Hause zu fahren, den Smart zu
entleeren und dann wieder zu kommen, um die ganze Prozedur zu wiederholen.
„Das
Auto ist doch viel zu klein für so viele Steine!“, sagte da plötzlich eine
männliche Stimme neben mir. Die Frau an seinem Arm grinste schelmisch.
„Der
Kleine ist vielleicht klein – aber oho! Der schafft das schon!“, konterte ich
augenzwinkernd.
„Wieso
sagt mir mein Nachbar denn nicht Bescheid, wenn er seine Steine loswerden will?“,
meinte der Mann dann. „Der Weg von Garten zu Garten ist doch viel schneller.
Und der arme Smart wird nicht so gescheucht!“
„Können
Sie denn noch welche gebrauchen?“, fragte ich neugierig und hegte die Hoffnung,
dass sich gerade mein Problem in Luft auflösen würde.
„Ich
kann immer Steine zu bauen gebrauchen. Ich bin ein Steine-Fetischist“,
griemelte der Nachbar. Seine Frau nickte zustimmend.
„Ihr
Nachbar schenkt mir diese Steine gegeben ausbuddeln“, erzählte ich dem Paar. „Ich
überlegte gerade, ob ich für mein Projekt nicht schon genug habe, denn die sind
größer als gedacht. Etwa die gleiche Menge liegt noch im Boden.“
Wir
beschlossen zum Nachbarn zurück zu gehen und mit ihm vor Ort über die Zukunft
der Steine zu beratschlagen. Der Verschenker war natürlich erstaunt, als ich
mit meiner neuen Bekanntschaft im Schlepptau in seinem Garten erschien. Auch
seine Frau kam hinzu, als sie das Grüppchen erblickte. Und so standen wir fünf
Erwachsenen mitten in dem kleinen Garten, links und rechts die Steine des
Anlasses begutachtend.
„Also,
ich hätte eigentlich schon genug“, meinte ich während ich auf die linke
Rasenseite blickte, wo das jetzt steinlose Erdreich zu sehen war. Es sah aus
wie überdimensionale Zahnlücken, die aus dem Rasen heraussahen. „Gern gebe ich
ihrem Nachbarn den Rest, wenn er will.“
„Also,
ich würde diese Steinseite schon nehmen. Nur nicht heute!“, grinste der
Nachbar.
„Ich
weiß gar nicht, wo du die noch hin tun willst“, meinte seine Frau und blickte
ihn fragend an.
„Och“,
schaltete ich mich ein, bevor ihr Mann antworten konnte, „für ein paar Steine
ist doch immer Platz.“
„Stimmt
genau“, meinte dieser und wir beiden philosophierten dann, was man mit Steinen
im Garten noch so alles anfangen konnte.
„Also,
dann nehme ich die rechte Seite“, entschied sich der Nachbar. „Ich hab nächste
Woche Urlaub, dann hole ich die hier raus, ja?“
„Moooment!“,
schaltete sich jetzt erstmals die Frau des Hauses in die Unterhaltung ein. „Eigentlich
wollte ich ja ein paar Steine für die Umrandung meines kleinen Kräutergartens
behalten. Aber mein Mann hatte voreilig schon alle versprochen.“ Sie stellte
einen Fuß auf eine Stelle der Steinumrandung und zeigte auf die rechte Seite
davon. „Die ab hier können Sie alle haben, aber diese hier, die behalte ich.“
„Einverstanden“,
meinte Nachbar lächelnd. „Es wären eh ein paar zu viel gewesen. So ist prima!“
Wir
alle lachten herzlich über diese Situation, weil offenbar alle bekamen, was sie
eigentlich wollten – jedem war geholfen und jeder hatte einen Vorteil.
„Life
is a story!“, brachte ich kichernd heraus und lachte eine Träne, die sich auf
meiner rechten Wange langsam den Weg zum Mundwinkel bahnte.
„Oh
ja – das ist wohl wahr“, pflichtete mir die Frau des Hauses bei. „Es gibt schon
tolle Geschichten!“
Ich
erzählte ihr, das mein neues Projekt „Life is a story“ heißt und sie
entgegnete: „Schreiben Sie es bitte auf! Es ist schön, so etwas zu teilen! Viel
Erfolg!“
Ich
bedankte mich und verabschiedete mich, mich noch immer etwas wundernd, wie das
Universum es manchmal schafft, die Dinge für alle Beteiligten zu einer schönen
Geschichte werden zu lassen.
Copyrights: Gudrun Anders, Aachen.